Höchste Präzision in sprachlich stilistischer Brillanz und Tiefenschärfe zeichneten sein Schreiben aus. Die Süddeutschen adelte ihn zum ‚Tucholsky unserer Tage‘, auch weil er in seinen Texten nicht zwischen Journalismus und Literatur unterschied: Wiglaf Droste, der seit Mai 2019 schmerzlich vermisste Feinsinns-Poet, der scharfsinnige Meister pointierter Zuspitzung und zugleich der Berserker der Polemik dort, wo ihm etwas nicht gefiel.

„Teach me laughter, save my soul“ war der Titel einer TAZ-Kolumne, in welcher Wiglaf Droste seinen Hut zieht vor James Krüss und die ihn als das zeigt, was er zu allererst war: ein hingebungsvoller Leser, für den Literatur ein Lebensmittel war, ebenso notwendig wie Humor. Das immer gültige Diktum von ‚Humor ist Notwehr‘ scheint bei Wiglaf Droste ein Internalisiertes zu sein.

Sein untrüglicher, innerer Kompass machte ihn zu einem punktgenauen Seismographen politischer Stimmungen. Schon 20 Jahre bevor es AfD Politiker*innen gestattet wurde, die abendliche Talk-show-Landschaft im TV umfassend zu bevölkern, konstatierte Wiglaf Droste in einer ND-Kolumne: „Alle Welt sucht das Gespräch mit Rechtsradikalen. Warum? Haben sie einem etwas zu sagen? Ist nicht hinlänglich bekannt, was sie denken, fordern und propagieren? […]. Muß man an jeder Mülltonne schnuppern? Niemand wählt Nazis oder wird einer, weil er sich über deren Ziele täuscht, - das Gegenteil ist der Fall; Nazis sind Nazis, weil sie welche sein wollen.“
Seine Kolumnen und Kommentare gebarten ein legendäres Figurenarsenal, wie die tapfere kleine Frau, die kleine Löterin oder den unvergessenen, ursprünglich soldatisch angelegten Waschbrettkopf. Mehr als musikalische Verschwisterung fand Wiglaf Droste in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren beim Essener Spardosenterzett, mit dem er eine Zeit lang kongenial als Sänger in Rhythmik und Metrik verbunden war.

Im Mai 2019 verstarb Wiglaf Droste, der Berlin und Leipzig hinter sich gelassen hatte und zuletzt im Fränkischen zusammen mit seiner Frau Andrea Jungkunz lebte, für seine engeren Gefährten und Freunde nicht gänzlich überraschend. Mäßigung war seine Tugend nicht. Die riesige Lücke, die er hinterlässt, schmerzt auch nach einem Jahr noch tief und so haben wir einige seiner genialen Freunde und Wegbegleiter eingeladen, einen Abend für Wiglaf Droste zu gestalten.