Christian Berkel über sein Buch „Ada“
Christian Berkel im Gespräch mit Ute Welty
Mit „Ada“ schreibt der Schauspieler Christian Berkel sein früheres Buch „Der Apfelbaum“ fort: Die Hauptfigur Ada kämpft in den 1960ern gegen das Schweigen der Elterngeneration über die NS-Zeit. Für den Autor bleibt das eine wichtige Mahnung.
Ute Welty: Er spielt Bundeskanzler, KZ-Ärzte, Ermittler. Christian Berkel hat als Schauspieler ein breites Spektrum und bleibt doch immer erkennbar. Ob internationale Kinoproduktion oder deutsche Fernsehserie: Wo Berkel draufsteht, ist auch Berkel drin.
Das gilt auch für sein erstes Buch „Der Apfelbaum“. Es ist stark biografisch geprägt und erzählt die Geschichte der Eltern, vor allem die der Mutter aus einer jüdischen Intellektuellenfamilie. Heute erscheint mit „Ada“ sein zweiter Roman. „Ich hatte es verloren“, so beginnt das neue Buch. Wie lange mussten Sie über diesen ersten Satz nachdenken?
Christian Berkel: Das hat in der Tat eine ganze Weile gedauert, das war ähnlich wie beim „Apfelbaum“. Ich brauche immer eine gewisse Weile oder einige Anläufe und Versuche, bis ich die Perspektive gefunden habe. Da wandert eine ganze Menge in den Papierkorb, und das war auch bei „Ada“ so. Ich habe zuerst multiperspektivisch, also aus der Perspektive von verschiedenen Figuren, angefangen zu erzählen, bis ich das Gefühl hatte, irgendwas stimmt noch nicht so richtig. Und dann irgendwann habe ich mich ausschließlich für Ada und ihre Perspektive entschieden. Dann geht es meistens relativ zügig voran.
Welty: Sie erzählen aus der Sicht von Ada, aus der Ich-Perspektive, und widmen das Buch Ihrer Frau und Schauspielerkollegin Andrea Sawatzki. Entdeckt Christian Berkel seine weibliche Seite neu?
Berkel: Neu will ich gar nicht mal sagen. Ich bin mir der Seite letztlich immer sehr bewusst gewesen, das ist wahrscheinlich in unseren Berufen nichts Ungewöhnliches. Ich glaube, Kreativität, Empathie – also die wichtigste Fähigkeit für einen Schauspieler und auch für einen Schriftsteller ist ja eigentlich das Einfühlungsvermögen, sich in andere Welten, in andere Figuren hineindenken zu können – das ist tatsächlich bei Frauen stärker ausgeprägt als bei Männern. …
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400 Seiten, 24 Euro